Sicherheit ist eine der Grundvoraussetzungen für eine offene und freie Gesellschaft. Heute stehen allerdings oft Technologien im Vordergrund, wenn über Sicherheit gesprochen wird: Überwachungskameras, Ganzkörperscanner oder Drohnen werden mit all ihren Vor- und Nachteilen diskutiert. Dass es auch soziale Innovationen sein können, die das Leben in der Stadt der Zukunft sicherer machen könnten, zeigten die Teilnehmenden, die das Fraunhofer CeRRI am 12. und 13. September 2016 im Rahmen des Forschungsprojekts „Radikale Innovationen“ eingeladen hatte. Im Fokus der Veranstaltung stand die Leitfrage: Wie können wir Bedrohungen im urbanen Raum mit neuen Lösungen adressieren?
Ziel des Dialogformats war es zum einen, die Frage möglichst breit diskutieren zu lassen und zum anderen, verschiedene Methoden zur Ideengenerierung und zur Kollaboration in transdisziplinären Teams zu testen.
In drei Denkräumen zu den Themen „Stadtquartiere im Wandel“, „Ausfall kritischer Infrastrukturen“ und „Sicherheit bei Großveranstaltungen“ entwickelten die Teilnehmenden erste Ideenrohlinge für spezifische Herausforderungen und stellten diese am Ende der zwei Tage als narrative Objekte interessiertem Publikum vor. Jeder Denkraum wurde von einem Experten betreut:
Dr. Holger Floeting vom Deutschen Institut für Urbanistik gab Einblicke in die Herausforderungen, vor denen Stadtquartiere im Wandel sowie Kommunen stehen. In seinem Impulsvortrag wurde deutlich, dass eine Vielzahl von Problemen ganz unterschiedlicher Natur in diesen Bereich fallen. Herr Frieder Kircher von der Berliner Feuerwehr konnte den Teilnehmenden sämtliche Fragen zum Thema Ausfall kritischer Infrastrukturen beantworten und erklärte, was es eigentlich bedeutet, wenn der Strom in einer Stadt wie Berlin ausfällt. Und Herr Christian Buschhoff konnte aufgrund seiner langjährigen Praxiserfahrung und seiner Lehrtätigkeit an der Technische Hochschule Köln am Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen bei der Erarbeitung von Sicherheitskonzepten für Veranstaltungen geben: Mehr Sicherheitspersonal bedeutet nicht automatisch mehr Sicherheit.
Um eine Vielfalt an Ideen zu generieren und den gesellschaftlichen Kontext immer im Blick zu halten, waren neben Sicherheitsmanagern und Designern vor allem Sozialwissenschaftler als Teilnehmende vertreten.
Besonders erstaunlich war die Vielfalt der Ideen. Die Teilnehmenden setzten ganz unterschiedliche Schwerpunkte, um die Herausforderungen im urbanen Raum anzugehen: Das Spektrum reichte von einem Schwarm intelligenter Robotertypologien, die nachts aufräumen und zum anderen den Stadtraum beleben sollen, über eine identitätsgebundene Notwährung für den Krisenfall bis hin zu dezentralen Energieversorgungskonzepten.
Eine andere Idee war es auch, das Thema Sicherheit an der Wurzel zu packen und die Grundlage für ein realistisches Sicherheitsgefühl zu legen. Dazu sollen Lehrinhalte in Schulen technologiegestützt in den Kontext Risikobewertung gesetzt werden, um so die individuelle Risikobewertungskompetenz von Schülerinnen und Schülern zu schulen.
Am zweiten Tag hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit ihre Ideen einem early proof of concept zu unterziehen und konnten den Vormittag zur Urbanen Exploration nutzen. Sie führten Interviews, machten Fotos und entwickelten ihre Ideen am Nachmittag aufgrund dieser Eindrücke weiter.
Natürlich stehen am Ende von zwei kreativen Tagen keine fertigen Konzepte, aber für das Projektteam und auch für die Experten gab es spannende Einblicke und neue Anstöße über das Thema Sicherheit im urbanen Raum nachzudenken. Im Projekt „Radikale Innovationen“ geht es jetzt vor allen Dingen um die Auswertung der Ergebnisse in Bezug auf die Methode zur Ideengenerierung, um diese im nächsten Schritt weiterzuentwickeln und anzupassen.